Wache (Haus Nr. 145)
Geographisch beschreibt die "Wache" einen unmittelbar östlich der Lausche gelegenen Sattel (571 m Seehöhe) im Kamm des Zittauer Gebirges, auch Lauschepaß genannt. Hier überquerte die Straße von Waltersdorf nach Nieder-Lichtenwalde den die Landesgrenze bildenden Kamm. Die Straße lässt sich als "Plunderstraße schon im Mittelalter nachweisen. Ein Abzweig führt vom Sattel am südwestlichen Abhang der Lausche entlang leicht ansteigend nach Jägerdörfel (Ortsteil von Ober-Lichtenwalde). Über den Sattel führt auch der längs des Kammes verlaufende Fernwanderweg "Kammweg". Weiterhin trafen sich hier der Hohlsteinweg aus Jonsdorf und der Weg zur Hubertusbaude.
Auf der böhmischen Seite der Grenze errichtete man das Gasthaus "Zur Wache", das auch "Deutsche Wacht" genannt wurde. 1910 wird es noch nicht erwähnt. 1921 befand sich das Gasthaus im Besitz von Hugo Barth. Gastwirt Hugo Barth wurde am 24.9.1879 in Rabenau bei Dresden geboren, seine Gattin Selma, geboren am 22.11.1881, stammte aus Wilknitz bei Großenhain. Zur Familie gehörten die Söhne Hans, geboren am 25.6.1904 in Olbernhau und Herbert, geboren am 16.4.1907 in Waltersdorf. Mit im Hause wohnten die Dienstmagd Frieda Buden, geboren am 23.3.1889 in Ullersdorf und am Tage der Zählung ein Gast aus Wien, Herr Josef Knopp. Gemeindlich gehörte das Gasthaus "Zur Wache" als Einschicht zu Ober-Lichtenwalde im Gerichtsbezirk Zwickau.
Ausserdem wurde neben dem Gasthaus noch ein Tabakgeschäft gebaut.
Sächsischerseits entstand das Hotel "Rübezahl". In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen zu den Gaststätten auch noch zwei Zollämter hinzu. Das Gebäude des tschechischen Zollamtes wurde um das Jahr 1925 gegenüber dem Gasthaus Deutsche Wacht gebaut, das deutsche Zollamt entstand erst 1937-1938.
Am 22.9.1938 überfielen Angehörige des Sudetendeutschen Freikorps das tschechoslowakische Zollamt und besetzten dieses kurzzeitig. Die Schießereien bei Angriff und Rückeroberung durch die tschechoslowakische Finanzwache forderte 1 Menschenleben und mehrere Verletzte.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges begann im Mai 1945 im Gebäude des tschechischen Zollamtes die Miliz zu amtieren, über den hiesigen Grenzübergang wurden eine große Zahl der deutschen Bewohner der Gerichtsbezirke Zwickau und Deutsch -Gabel vertrieben. Die anderen Häuser auf der böhmischen Seite blieben weitgehend ungenutzt. Nach 1947 wurde der Grenzübergang und das Zollamt aufgelöst und in den 50er Jahren wurde auf der böhmischen Seite eine Grenzschutzzone eingerichtet, innerhalb der alle Gebäude abgerissen wurden. So verschwand nicht nur das Zollamt, sondern auch das Gasthaus Zur Wache. Nach 1966 wurden zwar die Grenzsperren entfernt, aber ein touristischer Grenzübergang wurde erst am 1. März 1996 wieder geöffnet.
Vom tschechoslowakischen Zollhaus und dem Gasthaus Zur Wache sind nur noch die Grundmauern übrig geblieben, man erkennt jedoch immer noch den von hochgewachsenen Kastanienbäumen beschatteten ehemaligen Terrassengarten. Die Häuser auf der deutschen Seite bestehen weiter. Es steht hier das Hotel Rübezahlbaude, von dem sich eine schöne Aussicht nach Norden über das Waltersdorfer Tal öffnet, es steht auch das ehemalige deutsche Zollamt, das zu einer Pension umgewandelt wurde.
Die Wache auf einer Karte von 1920, hier noch ohne Rübezahlbaude
Verlag Max Neuhäuser, Warnsdorf. Die Rübezahlbaude steht schon
Photo-Kunstverlag L. Niepel-Brodt, Friedeberg am Queis