Alt-Grafenwalde

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Alt-Grafenwalde oder auch Altgrafenwalde geschrieben ist ein kleiner Ort im Gerichtsbezirk Hainspach der Bezirkshauptmannschaft Schluckenau.

Hier ein Text von Dr. Andreas Hille über den Ort und eine Liste der Häuser:

1714 – Das Jahr, in dem Grafenwalde entstand

Grafenwalde war eine Katastralgemeinde und umfasste auch noch die Ortschaften Leopoldsruh, Kleinschönau und Johannesberg. Ursprünglich gehörten diese Fluren der Herrschaft Hainspach und wurden durch den Meierhof in Schönau bewirtschaftet. Anfang des 18. Jahrhundert zeigte sich, dass sich die Meierwirtschaften überlebt hatten, und die Herrschaften suchten nach neuen Wegen, ihren wirtschaftlichen Interessen genüge zu tun. In Folge dieser Überlegungen begann man allerorts, die Meierhöfe aufzulösen und die Wirtschaftsflächen zu parzellieren. Diese Entwicklung läßt sich am Beispiel Grafenwalde auch zeitlich gut nachvollziehen. Auskünfte über die Enstehung von Grafenwalde gibt uns im Wesentlichen das im Jahr 1740 angelegte Grundbuch (Archiv Leitmeritz), das für zahlreiche Grundstücke rückwirkend auch die früheren Besitzer nennt. Und hier ist es gerade das im Titel genannte Jahr 1714, in dem gleich 12 Grundstücksverkäufe an „getreue Unterhanen“ der Gräfin Salm verzeichnet sind, so dass man wohl mit einer gewissen Berechtigung das Jahr 1714 als Gründungsjahr von Grafenwalde nennen darf. Da im Grundbuch nur die Grundstücksverkäufe genannt werden, weiß man nicht, wann die eigentliche Bebauung der Grundstücke erfolgte. Bereits 1718, also nur wenige Jahre später, gibt es die erste Einwohnerliste von Grafenwalde, die von E. Marschner auch schon publiziert wurde (Groß Schönau, Erhard Marschner 1988, S. 14). Die Liste gibt neben einer laufenden Nummer auch die Berufe der Einwohner und die zu zahlenden Steuersätze an. Durch verschiedene Überlegungen ist es unter Nutzung der Kirchenbücher und der zahlreich erhaltenen Mannschaftsbücher (beides ebenfalls im Leitmeritzer Archiv http://vademecum.soalitomerice.cz/vademecum/ online einsehbar) gelungen, diese Nummern mit den zuletzt gültigen Hausnummern in Verbindung zu bringen (siehe beigefügte Tabelle). Es ist nun gut zu erkennen, dass sich die frühesten, alle erstmals 1714 erwähnten Häuser in zwei Reihen gruppieren (Abb. 2). Aus chorologischen Überlegungen ist dabei zunächst eine erste Parzellierung für die Grundstücke Nr. 13 bis Nr. 17 entlang der Straße nach Fürstenwalde anzunehmen. Die Parzellierung der Grundstücke für die Haus-Nr. 2 bis Nr. 16 ab dem Erbgericht in südliche Richtung entlang der Straße nach Zeidler erfolgte erst daran anschließend.

Grafenwalde hatte von Anfang an einen eigenen Richter, Zacharias Neumann (1680-1758). Dieser erwarb 1715 von der Gräfin Salm eine erste Baustelle, das war das spätere Gasthaus Nr. 1 „Zum Alten Gericht“ (Bild 1). 1715 wurde noch eine weitere Baustelle vergeben, die spätere Nr. 12. Dann dauerte es einige Jahre bis 1725-1726 ca. 9 weitere Grundstücke erblich vergeben wurden. Zunächst im Jahr 1724 die Nr. 32, dann im Folgejahr die Fortsetzung nach Norden mit den Häusern Nr. 25-26 und Nr. 28-31 und schließlich im Jahr 1726 die Häuser Nr. 20-21. Alle anderen Hausnummern sind erst erheblich später entstanden. Für einige wenige Grundstücke konnte allerdings die Erstbebauung nicht ermittelt werden, darunter die Nr. 11. An dessen Stelle erstand später im Jahr 1879 das stattliche Schulgebäude. Des weiteren konnte nicht geklärt werden, wo genau die Nr. 10 stand, ein Haus, das es 1945 nicht mehr gab. Laut Josef Fiedler wurde die Kapelle erst im Jahr 1878 eingeweiht, sie erscheint jedoch schon auf Karten des Jahres 1843.

Allerdings gab es schon vor 1714 Bewohner auf dem Gebiet des späteren Grafenwalde. Die Eltern des oben genannten Zacharias Neumann, Christoph und Veronika Neumann, lebten als Gärtner im späteren Haus Grafenwalde Nr. 10. Als Veronika Neumann 1713 starb, wurde als ihr Wohnort die „Gartenbehausung in Unterfürstenwalde“ genannt. Diese Bezeichnung „unter Fürstenwalde“ findet sich auch später gelegentlich noch in den Grund- und Kirchenbüchern.

Mit der Gründung und dem gezielten Ausbau der neuen Siedlung am Herrnbach auf den alten Vorwerks-Feldern des Meier-Hofes von Schönau sind vor allem zwei Namen zu verbinden: Gräfen Maria Agnes vermählte Gräfin zu Salm, gebohrene Gräfin Zlavata von Chlum und Koschumberg (1674-1718), und ihr Ehemann Franz Wilhelm, Altgraf von Salm-Reifferscheidt (1672-1734).

Tabelle 1; Grafenwalde, Hausnummern und Grundstücksentwicklung

  • Haunummer 1945 Nummer im Jahr 1718 Grundstückskauf bzw. Ersterwähnung Anmerkung
  • 1 10 1715 Gasthaus „Altes Gericht“
  • 2 11 1714 hier steht die kleine Kapelle
  • 3 12 1714 fehlt 1945
  • 4 13 1714
  • 5 14 1714
  • 6 15 1714 fehlt 1945
  • 7 1741 Teilfläche aus Nr. 5
  • 8 16 1723
  • 9 18 1720
  • 10 3 1736 fehlt 1945 (alte Gartennahrung)
  • 11 1 oder 2 1748 1879 neues Schulgebäude
  • 12 4 1715
  • 13 5 1714
  • 14 6 1714
  • 15 7 1714
  • 16 8 1714
  • 17 9 1714 fehlt 1945
  • 18 1739
  • 19 1741
  • 20 1726
  • 21 1726
  • 22 1799
  • 23 1799
  • 24 1799
  • 25 1727
  • 26 1725
  • 27 1793
  • 28 1725
  • 29 1725
  • 30 1725
  • 31 1725
  • 32 1724 fehlt 1945
  • 33 1799 fehlt 1945

Für weitere Geschichten zu Fürstenwalde, Grafenwalde und Johannisberg bin ich stets auf der Suche nach alten Bildern von Leuten und Häusern.

Ich bin per Email: hille-schoenau@web.de sowie telefonisch unter: 0345-1205811 zu erreichen. Dr. Andreas Hille, Lerchenweg 6a, 06110 Halle (Saale)

Bild 1 Altgrafenwalde Altes Gericht.png Bild zur Verfügung gestellt von Dr. Hille


$T2eC16Z,!zgFIcjUUUdDBSIOMQujBw~~60 12.JPG Die Kapelle hat die Zeit überdauert, das Gasthaus nicht.

Agw glockenweihe Kopie.jpeg Glockenweihe am 6.4.1919




20230305 140142.jpg 20230305 140207.jpg



Kriegsopfer

1. Weltkrieg:

  • Johann Baumeister, Haus Nr. 32
  • Josef Bärtel, Haus Nr. 7
  • Josef Dittrich, Haus Nr. 13
  • Heinrich Dittrich, Haus Nr. 13
  • Josef P. Dittrich , Haus Nr. 13
  • Josef W. Dittrich, Haus Nr. 13
  • Adolf Fritsche, Haus Nr. 18
  • Ferdinand Höhne, Haus Nr. 28
  • Franz Mautsch, Haus Nr. 9
  • Eduard Pietschmann, Haus Nr. 9
  • Franz Schneider, Haus Nr. 19
  • Gustav Scholze, Haus Nr. 15
  • Franz Scholze, Haus Nr. 15

20230305 140158.jpg


2. Weltkrieg:

  • Rudolf Nossek, geboren am 07.12.1906 in Altgrafenwalde, Todes-/Vermisstendatum 09.02.1945, Todes-/Vermisstenort CSR
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