Gickelsberg

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Die markante Anhöhe Gickelsberg (tschechisch Výhledy, polnisch Guślarz) liegt etwa fünf Kilometer nördlich von Kratzau (Chrastava) oberhalb der Gemeinde [[Ober-Wittig]] oder 500 m südlich von Lichtenberg (Jasna Gora). Über den Nordhang des Berges verläuft die Grenze zwischen Böhmen und Sachsen, die jetzt Tschechische Republik und Polen trennt. Der 566 m hohe Gipfel selbst liegt in Böhmen. Verschiedentlich wird der Gickelsberg noch zum Isergebirge als dessen südwestlichster Ausläufer gezählt, andere schlagen den  Berg zum Lausitzer Gebirge.
 
Die markante Anhöhe Gickelsberg (tschechisch Výhledy, polnisch Guślarz) liegt etwa fünf Kilometer nördlich von Kratzau (Chrastava) oberhalb der Gemeinde [[Ober-Wittig]] oder 500 m südlich von Lichtenberg (Jasna Gora). Über den Nordhang des Berges verläuft die Grenze zwischen Böhmen und Sachsen, die jetzt Tschechische Republik und Polen trennt. Der 566 m hohe Gipfel selbst liegt in Böhmen. Verschiedentlich wird der Gickelsberg noch zum Isergebirge als dessen südwestlichster Ausläufer gezählt, andere schlagen den  Berg zum Lausitzer Gebirge.
Die nördliche, auf oberlausitzer Gebiet gelegene, Seite des Berges besteht aus Granit, der südliche (böhmische) Teil mit dem Gipfel aus Basalt. Auf dem Gipfel, schon einige Meter von der Landesgrenze entfernt, steht auf böhmischen Grund eine Vermessungsstein der königlich-sächsischen Triangulierung von 1864. Nachdem der Stein nach 1945 von kulturlosen Neusiedlern umgestoßen und beschädigt wurde, wurde er nach seiner Wiederauffindung 2001 ausgebessert und am 7.11.2003 wieder aufgestellt.  
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Die nördliche, auf oberlausitzer Gebiet gelegene, Seite des Berges besteht aus Granit, der südliche (böhmische) Teil mit dem Gipfel aus Basalt. Auf dem Gipfel, schon einige Meter von der Landesgrenze entfernt, steht auf böhmischen Grund ein Vermessungsstein der königlich-sächsischen Triangulierung von 1864. Nachdem der Stein nach 1945 von kulturlosen Neusiedlern umgestoßen und beschädigt wurde, wurde er nach seiner Wiederauffindung 2001 ausgebessert und am 7.11.2003 wieder aufgestellt.  
  
 
Der Berg entwickelte sich wegen seiner Lage an der Grenze und der Aussicht ins Zittauer Becken und ins böhmische Neißetal zu einem beliebten Ausflugsziel. Kaiser Joseph II. besuchte den Berg am 17. September 1774. Auf dem Gipfel entstand Anfang der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts durch den ehemaligen Puppenspieler Josef Köhler eine bewirtschaftete hölzerne Schutzhütte. Während des Deutschen Krieges besetzten 1866 die Preußen den Gickelsberg und brannten die Hütte nieder, weil der Wirt durch gehisste Fähnchen den Österreichern den Anmarsch des Feindes signalisiert haben soll. 1872 errichtete der Lichtenberger Bäckermeister Karl Josef Wildner eine neue, diesmal gemauerte, Wirtschaft auf dem Berg. Der Besitzer der Herrschaft Reibersdorf, Kurt Heinrich Ernst von Einsiedel schenkte dem Wirt das Ölgemälde "Der Einsiedler", das bis 1896 als besondere Attraktion im Gastraum hing. Die kleine Bergbaude war vor allem wegen des böhmischen Bieres Zielpunkt der Ausflügler aus Lichtenberg und dem Kurort Bad Oppelsdorf. Um 1905 wird Anton Rösler als Besitzer genannt, gegen 1909 Ferd. Hausmann. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlosch durch die Vertreibung der deutschen Bevölkerung beiderseits der Grenze und die Schließung der Grenze jegliche touristische Betätigung. Die Baude verfiel und wurde 1948 vom tschechoslowakischen Grenzschutz abgetragen. Heute sind nur noch Reste der Grundmauern sichtbar und die planierte Fläche des Biergartens mit den markanten Kastanienbäumen erinnert an die ehemalige Baude. Die früher hervorragende Aussicht vom Berg ist inzwischen nur noch vereinzelt möglich, da die Bergspitze zugewachsen ist. Auf dem am südlichen Gipfelrand befindlichen Basaltstock mit horizontaler Säulenbildung wurde 2014 ein hölzernes Aussichtsgerüst errichtet, welches beschränkte Aussicht zum Jeschkengebirge und ins Isergebirge bietet. Ein Gipfelbuch wurde ausgelegt.  
 
Der Berg entwickelte sich wegen seiner Lage an der Grenze und der Aussicht ins Zittauer Becken und ins böhmische Neißetal zu einem beliebten Ausflugsziel. Kaiser Joseph II. besuchte den Berg am 17. September 1774. Auf dem Gipfel entstand Anfang der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts durch den ehemaligen Puppenspieler Josef Köhler eine bewirtschaftete hölzerne Schutzhütte. Während des Deutschen Krieges besetzten 1866 die Preußen den Gickelsberg und brannten die Hütte nieder, weil der Wirt durch gehisste Fähnchen den Österreichern den Anmarsch des Feindes signalisiert haben soll. 1872 errichtete der Lichtenberger Bäckermeister Karl Josef Wildner eine neue, diesmal gemauerte, Wirtschaft auf dem Berg. Der Besitzer der Herrschaft Reibersdorf, Kurt Heinrich Ernst von Einsiedel schenkte dem Wirt das Ölgemälde "Der Einsiedler", das bis 1896 als besondere Attraktion im Gastraum hing. Die kleine Bergbaude war vor allem wegen des böhmischen Bieres Zielpunkt der Ausflügler aus Lichtenberg und dem Kurort Bad Oppelsdorf. Um 1905 wird Anton Rösler als Besitzer genannt, gegen 1909 Ferd. Hausmann. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlosch durch die Vertreibung der deutschen Bevölkerung beiderseits der Grenze und die Schließung der Grenze jegliche touristische Betätigung. Die Baude verfiel und wurde 1948 vom tschechoslowakischen Grenzschutz abgetragen. Heute sind nur noch Reste der Grundmauern sichtbar und die planierte Fläche des Biergartens mit den markanten Kastanienbäumen erinnert an die ehemalige Baude. Die früher hervorragende Aussicht vom Berg ist inzwischen nur noch vereinzelt möglich, da die Bergspitze zugewachsen ist. Auf dem am südlichen Gipfelrand befindlichen Basaltstock mit horizontaler Säulenbildung wurde 2014 ein hölzernes Aussichtsgerüst errichtet, welches beschränkte Aussicht zum Jeschkengebirge und ins Isergebirge bietet. Ein Gipfelbuch wurde ausgelegt.  

Version vom 9. April 2018, 22:26 Uhr

Die markante Anhöhe Gickelsberg (tschechisch Výhledy, polnisch Guślarz) liegt etwa fünf Kilometer nördlich von Kratzau (Chrastava) oberhalb der Gemeinde Ober-Wittig oder 500 m südlich von Lichtenberg (Jasna Gora). Über den Nordhang des Berges verläuft die Grenze zwischen Böhmen und Sachsen, die jetzt Tschechische Republik und Polen trennt. Der 566 m hohe Gipfel selbst liegt in Böhmen. Verschiedentlich wird der Gickelsberg noch zum Isergebirge als dessen südwestlichster Ausläufer gezählt, andere schlagen den Berg zum Lausitzer Gebirge. Die nördliche, auf oberlausitzer Gebiet gelegene, Seite des Berges besteht aus Granit, der südliche (böhmische) Teil mit dem Gipfel aus Basalt. Auf dem Gipfel, schon einige Meter von der Landesgrenze entfernt, steht auf böhmischen Grund ein Vermessungsstein der königlich-sächsischen Triangulierung von 1864. Nachdem der Stein nach 1945 von kulturlosen Neusiedlern umgestoßen und beschädigt wurde, wurde er nach seiner Wiederauffindung 2001 ausgebessert und am 7.11.2003 wieder aufgestellt.

Der Berg entwickelte sich wegen seiner Lage an der Grenze und der Aussicht ins Zittauer Becken und ins böhmische Neißetal zu einem beliebten Ausflugsziel. Kaiser Joseph II. besuchte den Berg am 17. September 1774. Auf dem Gipfel entstand Anfang der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts durch den ehemaligen Puppenspieler Josef Köhler eine bewirtschaftete hölzerne Schutzhütte. Während des Deutschen Krieges besetzten 1866 die Preußen den Gickelsberg und brannten die Hütte nieder, weil der Wirt durch gehisste Fähnchen den Österreichern den Anmarsch des Feindes signalisiert haben soll. 1872 errichtete der Lichtenberger Bäckermeister Karl Josef Wildner eine neue, diesmal gemauerte, Wirtschaft auf dem Berg. Der Besitzer der Herrschaft Reibersdorf, Kurt Heinrich Ernst von Einsiedel schenkte dem Wirt das Ölgemälde "Der Einsiedler", das bis 1896 als besondere Attraktion im Gastraum hing. Die kleine Bergbaude war vor allem wegen des böhmischen Bieres Zielpunkt der Ausflügler aus Lichtenberg und dem Kurort Bad Oppelsdorf. Um 1905 wird Anton Rösler als Besitzer genannt, gegen 1909 Ferd. Hausmann. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlosch durch die Vertreibung der deutschen Bevölkerung beiderseits der Grenze und die Schließung der Grenze jegliche touristische Betätigung. Die Baude verfiel und wurde 1948 vom tschechoslowakischen Grenzschutz abgetragen. Heute sind nur noch Reste der Grundmauern sichtbar und die planierte Fläche des Biergartens mit den markanten Kastanienbäumen erinnert an die ehemalige Baude. Die früher hervorragende Aussicht vom Berg ist inzwischen nur noch vereinzelt möglich, da die Bergspitze zugewachsen ist. Auf dem am südlichen Gipfelrand befindlichen Basaltstock mit horizontaler Säulenbildung wurde 2014 ein hölzernes Aussichtsgerüst errichtet, welches beschränkte Aussicht zum Jeschkengebirge und ins Isergebirge bietet. Ein Gipfelbuch wurde ausgelegt. Der kürzeste Zustieg ist von Lichtenberg in etwa 15 Minuten möglich. Parkmöglichkeiten bestehen am obersten Dorfende beim noch erhaltenen Kriegerdenkmal 1914/18. Von Oberwittig ist der Ausgangspunkt die Pfarrkirche Mariä Heimsuchung, von der über einen Wiesenweg und zuletzt durch Wald der Gipfel des Gickelsberges etwa in 25 Minuten erreicht werden kann.


Gickelsberg.jpg Gickelsberg1.jpg

Gickel1.jpg Verlag Walter Stollowsky, Reichenberg, gedruckt 1905. Als Besitzer wird Anton Rösler genannt. Über dem Triangulierungsstein noch das übliche Holzgerüst.

Gickel2.jpg Verlag Schwerdtner & Busse, Lauban i. Schlesien, gelaufen 1909.

Gickel8.jpg Rückseitiger Stempel der oben abgebildeten Karte.

Gickel3.jpg Lithograf. Anstalt von Ferd. Bär. Karte 1899 gelaufen.

Gickel4.jpg Kunstverlag E. Wagner, Zittau, Königstrasse 17. Gelaufen 1913.

Gickel5.jpg Panoramaansicht aus der Lithografischen Anstalt R. Groeger, Zittau. Gelaufen 1916. Anklicken zum Vergrößern.

Gickel6.jpg Rübezahl-Kunstverlag, Höckendorf & Co, Hirschberg in Schlesien. Gelaufen 1925.

Gickel7.jpg Silesia Verlag E. Wagner Söhne, Grottau. Karte aus den 20er Jahren. Die "1907" ist eine Bildnummer.

Gickel9.jpg Das 2014 erbaute Aussichtsgerüst. Foto A. Kittler

Gickel10.jpg Der alte Triangulierungsstein. Das darüber einst befindliche Holzgerüst diente der Anpeilung aus der Ferne. Foto A. Kittler

Gickel11.jpg Die kläglichen Überreste der Baude. Foto A. Kittler


Literatur und Quellen

  • wikipedia
  • [1]
  • Franz Hantschel, Nordböhmischer Touristenführer, Leipa 1894
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