Hinter-Daubitz

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Inhaltsverzeichnis

Übergeordnete Verwaltung

Gemeinde Daubitz, Gerichtsbezirk Rumburg im Kreis Rumburg

Ortsteile und zugehörige Einschichten, Gemeindebereich

Hinter-Daubitz war Ortsteil der Gemeinde Daubitz.

Lage, Nachbargemeinden und Umgebung

Bodengestalt

Gewässer und Trinkwasserversorgung

Brauchwasser lieferte die Kirnitzsch, Trinkwasser gab es aus Hausbrunnen oder vom Finsterborn.

Flur- und Geländenamen

Ortsgeschichte

Den Ursprung der Ansiedlung bildete die Böhmische Mühle, die nach ihrer Lage zwischen Obermühle und Niedermühle auf sächsischer Seite auch Mittelmühle genannt wurde. Entlang der Kirnitzsch verlief seit alten Zeiten die Grenze zwischen den Herrschaften Hohnstein und Kamnitz. Die Errichtung der ersten Mühle im Kirnitzschgrund bei Hinterhermsdorf erfolgte vermutlich um 1400. Die erste Erwähnung sowohl der Mittel- als auch der Niedermühle erfolgte 1547 als Brettmühlen im Erbbuch des Amtes Hohnstein. Im Jahre 1588 war die Mittelmühle als Mahlmühle genannt. Die Mühle war vom Hinterhermsdorfer Erbrichter Hans Hohlfeld auf böhmischer Seite errichtet worden, nachdem ihm die kursächsischen Ämter den Bau einer Mühle auf Hinterhermsdorfer Flur untersagt hatten. Mit der etwas unterhalb am rechten Ufer gelegenen Niedermühle und der Brettmühle am Steinberg waren alle Kirnschtmühlen, auch die Mittelmühle, zu Hinterhermsdorf gehörig. Nachdem ab 1614 die Wälder auf der böhmischen Seite der Grenze zur Herrschaft Kamnitz der Grafen Kinsky gehörten, kamen der Jagd und Forstwirtschaft dienende Behausungen hinzu und Graf Radislaw Kinsky von Wchinitz und Tettau schlug die auf seinem Gebiet liegende Mittelmühle auch de facto seiner Herrschaft zu. Sie wurde danach auch als Böhmische Mühle und die Niedermühle in Böhmen auch als Sächsische Mühle bezeichnet. Die Zentschelmühle am Steinberg erlosch zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Im Loch entstanden im Laufe der Zeit weitere Häuser und die Einschicht wurde Hinterdaubitz genannt. Die Bewohner ernährten sich von der Forstwirtschaft und der Fischerei. Um 1800 gehörten beide Mühlen dem Müller Puttrich. Nachdem 1806 die böhmische Lehnshoheit über das Amt Hohnstein erlosch, änderte sich an der engen Verwurzelung der Böhmischen Mühle und Hinterdaubitz mit Hinterhermsdorf wenig. Die Häuser am linken Ufer waren zwar den Grafen Kinsky auf Kamnitz in Böhmen untertänig, das nächstgelegene Dorf war aber das sächsische Hinterhermsdorf.

Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften wurde Hinterdaubitz ab 1850 amtlich ein Ortsteil der Gemeinde Daubitz im Bezirk Rumburg. Weil Daubitz jedoch weitab lag und nur schwer durch die Felstäler zu erreichen war, besuchten die Kinder des Ortes die Schule in Hinterhermsdorf. 1860 brannte die Niedermühle und drei Jahre später die Böhmische Mühle. Dies gab Anlass zu Spekulationen, da die Besitzerinnen der Mühlen, zwei Enkelinnen des Müllers Puttrich, einander nicht wohlgesinnt waren. Während an der Niedermühle nur Schäden am Westgiebel entstanden, war der Schaden bei der Böhmischen Mühle deutlich größer. Sie wurde wieder aufgebaut, diente jedoch aufgrund der wirtschaftlichen Verhältnisse nicht mehr als Mühle sondern als Wirtschaftshof.

Der zum Ende des 19. Jahrhunderts einsetzende Tourismus und die nach Einstellung der Flößerei begonnene Kahnfahrt auf der Oberen Schleuse machten Hinterdaubitz zu einem Anlaufpunkt von Ausflüglern aus Böhmen und Sachsen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erhielt die Böhmische Mühle eine Schankkonzession und es erfolgte ein Umbau zu einem Ausflugsgasthaus mit Hotelbetrieb im bayerischen Stil. Erst mit dem Bau der Khaatalstraße im Jahre 1906 erhielt Hinterdaubitz eine Straßenverbindung ins Böhmische, zuvor war der Ort über die Straße von Hinterhermsdorf übers Neudorf sowie über Waldwege aus Böhmen erreichbar.

1910 war Anton Rothe Pächter der Böhmischen Mühle. Auf sächsischer Seite betrieb der Besitzer der Niedermühle, Wilhelm Höhne, vor 1911 ebenfalls eine Schankwirtschaft, die wegen der böhmischen Konkurrenz recht kurzlebig war. 1910 lebten in den sechs Häusern von Hinterdaubitz 13 Menschen und 1921 waren es 21.

1927 verursachte ein Hochwasser der Kirnitzsch starke Schäden.

Eine Besonderheit war, dass die Böhmischen Mühle, die in der Flussschleife unterhalb lag, nur über eine durch sächsisches Gebiet führende Straße zur Niedermühle erreichbar war. 1932 bestand Hinterdaubitz aus acht Häusern und hatte 37 Einwohner. 1934 wurde an der Zeidlerbrücke eine tschechoslowakische Zollstation eingerichtet. Nach dem Münchner Abkommen wurde Hinterdaubitz 1938 dem Deutschen Reich zugeschlagen und gehörte bis 1945 zum Landkreis Rumburg.

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges führte Ende April 1945 der Todesmarsch der Häftlinge des KZ-Außenlagers Schwarzheide über Hinterhermsdorf und Hinterdaubitz nach Warnsdorf. Nach dem Ende des Krieges kam Hinterdaubitz zur Tschechoslowakei, die Vetreibung der Einheimischen begann bereits im Mai 1945. Über die Grenzbrücke nach Hinterhermsdorf zogen Kolonnen von vertriebenen Deutschen. Die zahlreichen Todesopfer dieser Märsche wurden, soweit sie sächsisches Gebiet erreichten, in Hinterhermsdorf begraben. Danach wurde die Grenze geschlossen. 1946 wurden noch Karten der Böhmischen Mühle mit tschechischer Überstempelung verschickt, was auf weitere Nutzung deutet. 1950 bestand Zadní Doubice weiterhin aus acht Häusern, hatte aber keinen Einwohner mehr. Die Böhmische Mühle wurde niedergebrannt und die anderen Häuser auf der tschechischen Seite wurden in den 1950er Jahren abgerissen. Auf sächsischer Seite besteht im Tal die Niedermühle und ein Haus im Loch.

Nach der Samtenen Revolution wurde 1996 ein Grenzübergang für Wanderer und Radfahrer von Hinterhermsdorf nach Zadní Doubice eröffnet. Heute führt der Radwanderweg von Hinterhermsdorf nach Krásná Lípa über die Grenzbrücke.

Bevölkerung, Einwohnerentwicklung und Erwerb

Nach dem Theresianischen Kataster sollen bereits 1766 sieben Häuser bestanden haben. Götzinger (S.310) schreibt 1804 "...Jägerhaus, der Jäger genannt, welches zugleich ein Wirtshaus ist, wo man stets treffliches böhmisches Bierund gute Liqueur's nebst Imbis erhalten kann. …". Topograph Sommer (S.261) verzeichnet 1833 7 Häuser mit 38 Einwohnern und ein obrigkeitliches Försterhaus. 1846 wird das Forsthaus (der „Jäger”) als Einkehrstätte von F. Thal erwähnt. 1895 nennt uns Th. Schäfer in seinem „Führer durch Nord-Böhmen” einen „Bierschank des Hegers”. 1894 und 1907 wird Hinterdaubitz von Franz Hantschel (Nordböhmischer Touristen-Führer) als „wahres Hinterwälderdörfchen” bezeichnet.

Bei der Volkszählung 1890 werden in Hinter-Daubitz 28 Einwohner in 7 Häusern genannt. Bei der Volkszählung 1930 werden noch 5 Häuser mit 27 Einwohnern erwähnt, davon 3 Tschechen. Von den 27 Bewohnern waren 19 römisch-katholischen Glaubens und 7 evangelisch. Im Jahr 1910 hat Hinterdaubitz 13 Einwohner in 6 Häusern, 1939 werden ebenfalls 13 Einwohner gezählt.

Pfarrei, Matriken, Kirche

Hinter-Daubitz war nach Daubitz eingepfarrt. Die evangelischen Christen suchten die Kirche in Hinterhermsdorf auf.

Schule

Bis 1933 gingen die Kinder nach Hinterhermsdorf zur Schule, von 1933 bis 1935 nach Zeidler und ab 1935 gab es eine einklassige Schule im Hause Richter in Hinterdaubitz.

Verkehr, Gastgewerbe, Sport

Bis zum Ausbau des Fahrweges durch das Khaatal war die Ansiedlung vorwiegend vom sächsichen Hinterhermsdorf aus erschlossen. 1890 war das zuständige Postamt in Neu-Daubitz, in der Zeit der 1. Republik ab 1918 befand sich Postamt und Telefonamt dann in Schönbüchel. Die nächstgelegene Eisenbahnstation war Zeidler. Von 1938 bis 1945 befand sich in der Nähe der Böhmischen Mühle eine Haltestelle der Autobuslinie Dresden-Zittau.

Poststelle war um 1930 Schönbüchel.

Kulturpflege und Vereinswesen

Sehenswertes

Einzelgebäude, Personen

* Hinter-Daubitz Nr. 2 (Böhmische Mühle)

Das Haus Nr. 2 befand sich 1921 im Besitz von Willi Schumann. Im Haus wohnten 1921 neun Personen: Walter Wild, geboren am 21.8.1913, Willi Schumann, geboren am 26.4.1874 in Dresden, dessen Berufszweig mit Landwirtschaft und dessen aktueller Erwerb mit Gastwirt angeben werden, seine Frau Mathilde, geboren am 2.7.1886 in Schönbüchel und die Kinder Hildegard, geboren am 13.7.1914 in Daubitz und Erich, geboren am 23.11.1916 in Daubitz. Weiterhin Anton Rothe, geboren am 1.5.1867 in Langengrund, Dienstmagd Marie Rösler, geboren am 23.11.1870, Paul Lindemann, geboren am 1.3.1878 bei Dresden, der als Gastwirt und Pächter benannt wird und Haushälterin Elfrieda Wild, geboren am 11.3.188? in Schönbüchel.

Böhmmühle1.jpg gelaufen 1934 Böhmmühle2.jpg Stempel 1934

Böhmmühle3.jpg Verlag J. Morlock, Dresden, 1907. Böhmmühle5.jpg Stempel vor 1918, Karte 1907 gedruckt

Böhmmühle6.jpg Verlag J. Morlock, Dresden, 1907.

Böhmmühle7.jpg Verlag Wagner Hinterhermsdorf

Böhmmühle8.jpg Silesia, E. Wagner und Söhne, Zittau und Grottau

Böhmmühle9.jpg Kunstanstalt Kögler, Rumburg, gelaufen 1916.

Böhmmühle10.jpg Kunstverlag Alwin Keil, Dresden, gelaufen am 5.8.1946, tschechische Überstempelung

Böhmmühle11.jpg Foto-Wagner, Hinterhermsdorf, gelaufen 1940

Böhmmühle12.jpg Kunstverlag Kögler, Rumburg, gelaufen um 1933

Böhmmühle13.jpg E. Wagner und Söhne, Silesia Zittau.

Böhmmühle14.jpg Verlag J. Morlock Dresden 1907, gelaufen 1909, Stempel Anton Rothe.

Böhmmühle15.jpg Keine Verlagsangabe, ungelaufen

Böhmmühle16.jpg Verlag Anton Kögler, Rumburg, undatiert

Böhmmühle17.jpg E. Wagner und Söhne, Silesia Zittau.

Böhmmühle18.jpg Kunstanstalt Haase, Rumburg, undatiert

Böhmische-mittelmühle.jpg

Böhmische-Mühle-2.jpg

Böhm. mühle 100.jpg

Böhmischemühle.jpg

Böhmische mühle22.jpg



* Hinter-Daubitz Nr. 4

Das Haus Nr. 4 gehörte 1921 Hermann Richter. Es wurde von 4 Personen bewohnt. Zimmermann Hermann Richter, geboren am 22.11.1863 in Hinter-Daubitz, seiner Frau Marie, geboren am 28.10.1863 in Königshain bei Schluckenau und den Kindern Max, geboren am 8.9.1901 in Hinterdaubitz und Frida, geboren am 20.8.1908 in Hinterdaubitz. Hermann Richter war als Zimmermann in Gottlieb Hofmanns Bauunternehmen in Hinterhermsdorf tätig.


* Hinter-Daubitz Nr. 5

Das Haus gehört 1921 Hermann Richter und ist unbewohnt.


* Hinter-Daubitz Nr. 6 (Forsthaus Hinterdaubitz)

Das Haus gehört 1921 Ulrich Ferdinand Kinsky. Es wird von 2 Personen bewohnt. Johann (Jan) Kholl, geboren am 21.6.1890 in Anseith bei Hohenelbe, tschechischer Nationalität und angestellt als Forst-Adjunkt bei der Herrschaft Kamnitz der Fürsten Kinsky. Weiterhin Haushälterin Emilie Biber, geboren am 10.1.1857 in Kreibitz. Ab 1933 wohnte hier Familie Fiedler.


* Hinter-Daubitz Nr. 7

Das Haus gehörte 1921 Karl Adam und wurde von 2 Personen bewohnt. Otto Nowak, geboren am 4.1.1897 in Saupsdorf (Sachsen), seit 1902 in Hinter-Daubitz wohnend und heimatzuständig in Böhmen nach Stimmersdorf. Angestellt als Holzschläger bei der Domäne Böhmisch Kamnitz des Fürsten Ulrich Ferdinand Kinsky. Otto Nowak hatte 2 Töchter mit Namen Elfriede und Kristine. Mit im Haus wohnte sein Bruder Alfred, geboren am 19.6.1901 in Hinterdaubitz, ebenfalls als Holzschläger bei Fürst Kinsky in Dienst. Von 1928 bis 1938 wohnte hier auch die sechsköpfige Familie Kleinwächter.


* Hinter-Daubitz Nr. 8 (Hegerhaus)

Das Haus stand 1921 im Eigentum von Fürst Ulrich Ferdinand Kinsky. Es wurde von 4 Personen bewohnt. Johann Mänzel, geboren am 5.3.1876 in Khaa, seiner Frau Franziska, geboren am 29.9.1880 in Khaa und der Tochter Erna, geboren am 28.9.1903 in Khaa. Johann Mänzel war bei der Domäne Kinsky als Heger angestellt. Mit im Hause wohnte Johann Kafka, geboren am 13.5.1895 bei Preßburg (Slowakei), der bei der Domäne Kinsky als Holzfäller angestellt war. Ab 1933 war Alfred Pohl Heger, der vorher in Kreuzbuche tätig war. Er betrieb die bereits 1895 erwähnte Schankwirtschaft weiter.

Kriegsopfer

Bilder

Hinterdaubitz1.jpg Verlag Kunstanstalt Haase, Rumburg, nach 1918.

Hinterdaubitz2.jpg Keine Verlagsangabe, gelaufen im August 1902.

Hinterdaubitz3.jpg Foto M. Marschner, Schönlinde, datiert auf den 11.8.1935.

Hinterdaubitz4.jpg Keine Verlagsangabe, gelaufen 1901.

Hinterdaubitz5.jpg Verlag Heinrich Haase, Rumburg, ungelaufen.

Hinterdaubitz6.jpg Verlag Carl Stelzig, k.k. Postmeister in Daubitz, gelaufen 1898

HDb23.jpg Keine Verlagsangabe, wahrscheinlich Haase, Rumburg.

Hinterdaubitz-color.jpg

Literatur und Quellen

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