Hinter-Dittersbach

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Inhaltsverzeichnis

Übergeordnete Verwaltung

Die Siedlung Hinter-Dittersbach mit ihren 7 Häusern gehörte aus historischen Gründen zu zwei verschiedenen Gemeinden, 5 Häuser orografisch rechts der Böhmerstraße gehörten zu Dittersbach und 2 Häuser links der Böhmerstraße gehörten unter dem Namen Kirnischt zu Hohenleipa. Beide Gemeinden waren dem Gerichtsbezirk Böhmisch-Kamnitz im Kreis Tetschen zugeordnet.

Lage, Nachbargemeinden und Umgebung

Die kleine Ansiedlung lag im Kirnitzschtal an der Böhmerstraße direkt an der sächsischen Grenze.

Bodengestalt

Tief eingeschnittener Sandstein-Canon, überwiegend Nadelwald, Flußaue mit Wiesenwirtschaft

Gewässer und Trinkwasserversorgung

Wasser lieferten die Kirnitzsch und Hausbrunnen.

Flur- und Geländenamen

Ortsgeschichte

Bereits auf der Karte von Matthias Oeder 1593/94 (erste kursächsische Landesaufnahme) ist die Kirnitzschbrücke eingezeichnet, die schon damals Grenzübergang zwischen dem Königreich Böhmen und Kursachsen war (Vertrag von Eger über die Grenzfestlegung am 25. April 1459). Im 15. Jahrhundert findet sich die erste urkundliche Erwähnung als Standort von Forstpersonal. 1812 erwähnt Götzinger die steinerne Kirnitzschbrücke und einen darneben befindlichen "böhmische Gasthof". 1833 erwähnt Johann Gottfried Sommer in seiner statistisch-topographischen Darstellung des Königreiches Böhmen 4 Häuser, wohingegen bei Jaroslaus Schaller 1786 noch keine Rede von Hinter-Dittersbach ist. 1890 hat die Ansiedlung 7 Häuser. 1887/88 wird die Böhmerstraße zur Bezirksstraße ausgebaut. 1893 kommt die Ansiedlung ins Gespräch als ein Komitee zum Bau und Betrieb einer Straßenbahn von Bad Schandau bis Hinterdittersbach gegründet wird, das ambitionierte Vorhaben endet schließlich am Lichtenhainer Wasserfall. Im Oktober 1938 wird Hinter-Dittersbach im Rahmen des Münchner Abkommens an das Deutsche Reich angeschlossen. 1945/1946 wurden die deutschen Bewohner unter Zurücklassung aller Haushaltseinrichtung vertrieben und die Grenze abgeriegelt. Die Gebäude wurden bis Mitte 50er Jahre Gelände als Kinderferienlager genutzt und spätestens in den 60er Jahren zerstört, so daß heute nur noch die Grundmauern zu sehen sind. 1990 wurde Kirnitzschbrücke mit großen Betonblöcken gegen den Autoschmuggel abgesperrt, im Sommer 2003 erfolgte Abriss der bis dahin noch vorhandenen Stahlträger (auf denen man balancierend noch trockenen Fusses nach Böhmen kam, die Holzbalkenauflage war bereits vorher abgebrochen worden) und Neubau einer deutlich schmaleren Holzbrücke und Wiedereröffnung eines offiziellen Wandergrenzüberganges am 28.10.2003.

Bevölkerung, Einwohnerentwicklung und Erwerb

Bei der Volkszählung 1890 werden in Hinter-Dittersbach 17 Bewohner in 6 Häusern erwähnt, 1921 sind es 15 ständige Bewohner in 5 Häusern, wobei die beiden in der Kirnitzschenke stationierten Finanzwächter in der offiziellen Statistik nicht mitgezählt werden. Der umgangssprachlich Hinter-Dittersbach zugeschlagene Ortsteil Kirnischt der Gemeinde Hohenleipa zählte 1921 neun Menschen in 2 Häusern.

Pfarrei, Matriken, Kirche

Die Ansiedlungen Hinter-Dittersbach und Kirnischt waren nach Dittersbach eingepfarrt.

Schule

Die Kinder besuchten die Schule im sächsischen Hinterhermsdorf.

Verkehr

Ab ca. 1908 bestand Autobusverbindung nach Dittersbach und Hinterhermsdorf.

Kulturpflege und Vereinswesen

Sehenswertes

  • Kerbensteig
  • Rabensteine
  • Obere Schleuse
  • Jungferntanne

Einzelgebäude, Personen

  • Fürstliches Gasthaus Hegerhaus (Hinter-Dittersbach Nr. 1)

Das Haus Nr. 1 war ursprünglich das fürstliche Hegerhaus und fungierte nach Aufkommen des Tourismus vornehmlich als Gastwirtschaft. Es gehörte 1921 dem Grafen Kinsky und wurde von der Familie Arlt bewohnt. Gastwirt Johann Arlt, geboren am 11.2.1866 in Daubitz, seine Gattin Pauline, geboren am 28.7.1870 in Langengrund, der Sohn Josef Arlt, geboren am 12.10.1891 in Daubitz und die Tochter Marie, geboren am 30.5.1902 in Daubitz. Mit im Hause wohnte 1921 der Holzarbeiter Arthur Wenzel, geboren am 7.1.1895 in Rathmannsdorf (Sachsen).

Hhhdb1.jpg Kunstanstalt Krille & Martin, Dresden 1908

Hhhdb2.jpg Aufnahme Th. C. Ruprecht, Dresden, gelaufen 1919

Hhhdb3.jpg Stempel auf 1919 gelaufener Karte

Hhhdb4.jpg Links der Giebel der Kirnitzschenke, mittig am Hang das Hegerhaus, rechts im Vordergrund eines der Nicht-Gasthäuser und dahinter der Giebel vom "Hirsch"


  • Kirnitzschenke (Hinterdittersbach Nr. 2)

Die Kirnitzschenke ist das älteste Gebäude der Ansiedlung und wird bereits 1812 erwähnt. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts diente das Gebäude nach Aufstockung vor allem dem Tourismus. Das Haus Nr. 2 im Jahr 1921 gehörte Marie Fiedler. Bewohnt wurde es von der Familie Fiedler, als da waren Anna Fiedler, geboren am 26.6.18883 in Hohenleipa, ihr Sohn Josef Fiedler, geboren am 10.7.1905 in Hinterdittersbach und die Töchter Anna, geboren am 28.7.1907 in Hinterdittersbach und Albina, geboren am 21.7.1908 ebenda. Weiterhin wohnte hier die Familie Grasse. Gastwirt Franz Grasse, geboren am 21.11.1885 in Hohenleipa, seine Frau Marie, geboren am 9.8.1890 in Hohenleipa sowie das Dienstmädchen Frieda Stelzig, geboren am 1.7.1900 in Jonsdorf Tetschen). Mit im Haus wohnten die tschechischen Angehörigen der Grenz/Finananzwache Jan Soukup, geboren am 27.12.1898 in Leitomischl und Jan Kačer, geboren am 26.3.1888 in Stojice. 1896 findet sich hier eine Auskunftsstelle des Gebirgsvereins.

Ks1.jpg Kirnitzschenke vor 1918, noch einsprachige Beschriftung am Giebel

Ks2.jpg Karte ohne Verlagsangabe, gelaufen 1933, Giebel mit tschechischer Bennennung, allerdings wird die Kirnscht hier tschechisch anders geschrieben, als heutzutage

Ks3.jpg Verlag Hermann Poy, Dresden

Ks4.jpg Blick von der sächsischen Seite, Verlag Kunstanstalt Krille & Martin, Dresden 1907. Hier sieht man statt der alten Steinbrücke schon eine Stahlträgerbrücke.

Ks5.jpg

Ks6.jpg Verlag Kögler, Rumburg.Die Terasse im Vordergrund gehört zum Gasthof Hirsch.

Ks7.jpg Karte ohne Verlagsangabe, gelaufen 1934. Blick vom Kirnitzschbach talab

Ks8.jpg Stempel auf 1934 gelaufener Karte


  • Hinterdittersbach Nr. 3

Das Haus Nr. 3 gehörte 1921 Richard Richter und war unbewohnt.


  • Hinterdittersbach Nr. 4

Das Haus Nr. 4 gehörte 1921 Richard Richter und war unbewohnt.


  • Gasthof zum Hirsch (Hinter-Dittersbach Nr. 5)

Das Haus Nr. 5 war der Gasthof Hirsch. 1909 wird Adam Schmid als Gastwirt erwähnt. 1921 gehörte das Haus Richard Richter, der es annehmbar verpachtete. 1921 wurde es von Familie Schmid bewohnt. Gastwirtin Meta Schmid, geboren am 2.7.1864 in Merseburg (Sachsen), verwitwet, heimatzugehörig in Böhmen nach Türschnitz (Eger) und ihre Kinder, der kriegsinvalide Sohn Johann Schmid, geboren am 5.12.1889 in Halle an der Saale und die Tochter Margarete Schmid, geboren am 20.2.1896 in Nixdorf. Der Gastwirt Adam Schmid fiel wahrscheinlich im 1. Weltkrieg, der Volksbund verzeichnet in seinen Listen einen Adam Schmid, der am 17.7.1918 verstarb und auf der Kriegsgräberstätte in Belleau (Marne) begraben ist. Ob es sich wirklich um den Gastwirt vom Hirsch handelt ist nicht belegt, zumindest wird Adam Schmid 1914 noch als Gastwirt erwähnt und seine Frau Meta auf den Befragungslisten der Volkszählung 1921 als verwitwet geführt. 1927 und 1934 wird Emma Hüttmann als Schankwirtin genannt, 1942 dann Martha und Emil Adler. Ab 1912 befand sich im Haus eine Auskunftsstelle des Gebirgsvereins.


Die beiden Gebäude orografisch links (westlich) der Böhmerstraße gehörten als Ortsteil Kirnischt zur Gemeinde Hohenleipa

  • Gasthaus Waldfrieden (Hohenleipa Nr. ?)

Das Gasthaus Waldfrieden wurde erst 1904 gebaut. Vorher stand an dieser Stelle ein altes Wohnhaus, das 1903 abbrannte. Es trug die Hausnummer 87 und wurde bereits 1798 als Wohnhaus des Brettschmieds Josef Ernst von Wölmsdorf erwähnt.


  • Hohenleipa Nr. ?

Hdb10.jpg Keine Verlagsangabe, gelaufen 1930. Das Gasthaus Waldfrieden ist noch einstöckig.

Hdb11.jpg Gasthaus Waldfrieden nach Dachumbau/Aufstockung. Links am Hang das Hegerhaus, der daran vorbeiziehende Jankenwaldweg führt über die Jungferntanne zur Balzhütte. Im Vordergrund die Kirnitzschschenke mit Biergarten, dahinter der Gasthof Hirsch.

Kriegsopfer

Bilder

Unweit der Ortschaft fand sich das Gedenkkreuz für Hieronymus Siegfried Maria Graf Clary und Aldringen, geboren am 27.8.1917 in Teplitz, gefallen am 28.7.1941 bei Nesterowka/Sokolowka (Ukraine). Leutnant Graf Clary konnte bisher nicht geborgen werden, sein Name ist im Gedenkbuch des Soldatenfriedhofes in Kiew verzeichnet.

Hieronymusstein.jpg


Hidiba.jpg


Hidibach-ghs-hirsch.jpg Gasthaus Hirsch

Literatur und Quellen

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