Rosenberg

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Der Rosenberg (Růžový vrch) ist mit 619 m Seehöhe der zweithöchste Berg im Elbsandsteingebirge und mit seiner markanten Kegelform eine Prachtexemplar der vulkanischen Bergwelt Nordböhmens. Der obere Teil des Berges wird aus Basalt gebildet und erhebt sich etwa 280 Meter über den Sandsteinsockel. Die Flanken des Berges sind mit einem fast urwaldartigen Laubwald bewachsen, in dem vor allem die mächtigen Rotbuchen beeindrucken.

Der Rosenberg befindet sich im rechtselbischen Teil des Elbsandsteingebirges, ungefähr 10 km nordöstlich von Tetschen (Děčín) und beherrscht die ganze Gegend. Am Fuß des Berges befinden sich die Gemeinden Rosendorf (Růžová), Windisch-Kamnitz (Srbská Kamenice) und nördlich dicht am Berg Kamnitzleiten (Kamenická Stráň). In der Volkssage des "Zappenlandes" spielte er eine dominierende Rolle.

1808 wurde nach Hantschel und Paudler (die wiederum vom Rosendorfer Chronisten Heller abschrieben) auf dem Gipfel eine Larumstange, sprich ein Beobachtungsposten der k. u. k. Regierung eingerichtet, den man sich nach den Schilderungen von Heller als Baumhaus vorstellen kann, wahrscheinlich handelte es sich aber nur um ein Vermessungsgerüst der militärischen Landesvermessung.

1837 kam die umtriebige Schankwirtin Thekla Keßler aus Kamnitzleiten auf die Idee auf dem Rosenberg ein Gasthaus zu errichten, ihr diesbezügliches Gesuch an den Grundherren der Binsdorfer Herrschaft, zu der auch der Rosenberg gehörte, wurde aber von Edmund Clary-Aldringen in Tetschen abschlägig beschieden. Zugleich hatte sie vorgeschlagen, einen Touristenweg vom Prebischtor zum Rosenberg auszubauen.

Im Jahre 1881 wurde auf Bitten des Gebirgsvereins für die Böhmische Schweiz zu Lasten von Fürst Edmund Clary ein 14 Meter hoher hölzerner Aussichtsturm auf dem Gipfel errichtet. Er stand auf einem unterkellerten Steinsockel von 2 Meter Höhe und war in 6 Stockwerke unterteilt, bot aber ob des hohen Buchenwaldes nur eingeschränkte Sicht. Die Einweihung fand am 29.5.1881 statt. Etwas später entstand ebenfalls auf Kosten des Herrschaftsbesitzers 1882 ein kleines hölzernes Berggasthaus, das seine Kapazitätsgrenze rasch erreichte, so daß bald ein größeres Gasthaus erbaut wurde. Die neue Wirtschaft konnte am 4. Mai 1890 eingeweiht werden und bot auch in etlichen Fremdenzimmern Übernachtungsmöglichkeiten. Die Küche war im alten Wirtshaus untergebracht. Ein Blitzschlag beschädigte 1891 den ersten Aussichtsturm, so dass schon im Jahre 1893 ein Neubau errichtet werden musste. Dieser zweite Turm war ebenfalls aus Holz, 24 Meter hoch und wurde am 4. Juli 1893 eröffnet. Leider existierte auch dieser Turm nur wenige Jahre, er wurde am 3. Mai 1903 von einem Sturm umgeworfen und stürzte aufs Gasthaus, wobei dieses tüchtig Schaden nahm. Durch den damaligen Herrschaftsbesitzer Fürst Carlos Clary wurde ein Neubau veranlaßt, dieser dritte Aussichtsturm war wiederum aus Holz, 18 Meter hoch und wurde eingedenk der schlechten Erfahrungen mit Spannseilen ringsherum vertäut. Die feierliche Einweihung fand am 22. Mai 1904 statt, der damalige Eintrittspreis lag bei 30 Heller. In der Kriegs- und Nachkriegszeit blieb der Turm wegen Baufälligkeit gesperrt. Nach dem 1.Weltkrieg war von der Herrschaft Clary-Aldringen die Errichtung eines neuen 4. Turmes geplant. Doch aus Besorgnis einer Enteignung wurde das Projekt nicht ausgeführt, obwohl man im Herbst 1927 mit dem Neubau beginnen wollte. Tatsächlich erfolgte die Verstaatlichung der Waldflächen der Herrschaft Binsdorf im April 1931. Die tatkräftige Rosenbergwirtin, Frau Anny Reichert, entschloß sich, auf eigene Kosten den alten Turm völlig erneuern zu lassen. Diese gründliche Reparatur kam im März 1930 zur Ausführung und erforderte die Summe von 11000 Kronen.

Bedauerlicherweise brannte das Berggasthaus am 26.8.1931 ab, der Turm erfuhr danach eine zeitlang weniger Wartung, doch wurden die Halteseile regelmäßig gespannt, so daß von Einsturzgefahr keine Rede sein konnte. Nichtsdestotrotz mußte er auf Veranlassung der tschechoslowakischen Behörden 1938 abgerissen werden. Die berühmte Aussicht zog seinerzeit viele Touristen an, bis zu 10000 Besucher jährlich wurden auf dem Berg gezählt, nach dem Verschwinden des Turmes und der Wirtschaft sank der Besucherstrom, nach dem Verschwinden der einheimischen Bevölkerung versiegte er beinahe vollständig. Der Rosenberg bildete für kurze Zeit den Endpunkt des ursprünglichen Kammweges vom Jeschken her, doch wurde der Weg bereits 1904 weiter bis nach Tetschen markiert, so daß der Rosenberg ab 1907 einer von vielen Höhepunkten der Kammwanderung zwischen Schneekoppe und Hainberg war.

Heute bietet der Rosenberg keinerlei Rundsicht mehr, wird aber dank markiertem Wanderweg regelmäßg bestiegen. Auf dem Gipfel findet man die Überreste des steinernen Turmsockels und die Grundmauern der Bergbaude.

Auch am Bergfuß wurde viel gebaut. 1886 entstand die Rosendorfer Straße, die von Kamnitzleiten am Rosenberg vorbei nach Rosendorf führte und der der Kammweg folgt. 1893 wurde der von Rosendorf zum Berg ziehende Teil der Straße ausgebaut und am Bergfuß ein Schutzdach für Pferde und Wagen errichtet. Hier traf der von Tetschen kommende Kammweg auf die Straße. Wenige Schritte weiter gab es eine kleine Wiese, die vom Gebirgsverein für die böhmische Schweiz zu Ehren des langjährigen Obmanns Manzer-Platz benannt wurde. Hier mündete der 1882 vom Gebirgsverein angelegte Manzer-Weg nach Nieder-Windischkamnitz ein, über welchen man zum Beginn der Kahnfahrt durch die Ferdinandsklamm gelangen konnte. Hier beginnt auch der 1883 angelegte Serpentinenweg zum Rosenberggipfel, der etwas unterhalb des Gipfels den von Windischkamnitz heraufkommenden Weg aufnimmt. Derselbe wurde 1889 von der Sektion Windischkamnitz des Gebirgsvereins für die böhmische Schweiz angelegt und 1898 teilweise umgelegt.


Rosenberg1.jpg Litho von Ottmar Zieber, München. Die 1894 gelaufene Karte zeigt den ersten Turm. Auch das Clary`sche Wappen ist erkennbar.

Rosenberg2.jpg Verlag Ludwig Philippsohn, Dresden. Die 1901 gelaufene Karte zeigt den zweiten Turm.

Rosenber46.jpg Turmsockel des 2. Turms.

Rosenberg3.jpg Graphische Kunstanstalt Trau & Schwab, Dresden-A., Karte 1928 gelaufen.

Rosenberg4.jpg Die alte Rosenbergbaude aus dem Jahre 1882.

Rosenberg23.jpg Noch ein Blick auf die alte Baude. Sammlung PJT.

Rosenberg5.jpg Das 1890 erbaute neue Berggasthaus mit Nebengebäude.

Rosenberg6.jpg Gasthaus und Biergarten.

Rosenberg21.jpg Am Tag nach dem Einsturz des Turmes bestieg der Fotograf Lorenz aus Windisch-Kamnitz den Berg, um betretene Mienen festzuhalten. Sammlung PJT.

Rosenberg7.jpg Blick von der Veranda über Rosendorf zu den Zschirnsteinen, im Zappenland auch als Sattelberg bezeichnet.

Rosenberg8.jpg Rückseitiger Stempel der Marschner-Karte

Rosenberg9.jpg Rosenberg10.jpg Der dritte Turm, die Spannseile sind leider nur undeutlich zu sehen

AK-Rosenberg-Aussichtsturm.jpg

Rosenberg11.jpg Kunstverlag B. Wollmann, B. Kamnitz 1927

Rosenberg reichert.jpg Ein Kartenstempel

Rosenberg13.jpg Verlag Marschner, Schönlinde. Blick auf die Bebauung vom Tale aus.

Rosenberg22.jpg Blick auf den Sockel des abgebrannten Gasthauses. Sammlung PJT.

Rosenberg24.jpg Sockel des abgebrannten Gasthauses, links die Turmtreppe.


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