Tannenberg

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Die mächtige Klingsteinkuppe des Tannenberges (Jedlová) ist mit 771 m Seehöhe die dritthöchste Erhebung des Lausitzer Gebirges. Der Tannenberg ist dem Hauptkamm des Lausitzer Gebirges nördlich vorgelagert und befindet sich ungefähr 8 km südwestlich von Warnsdorf (Varnsdorf) und 10 km nördlich von Haida (Nový Bor). Am Fuß des Berges liegt die Stadt St. Georgental (Jiřetín pod Jedlovou),nordwestlich verläuft die Bahnlinie der Böhmischen Nordbahn an der Bergflanke und auf der Nordseite des Berges liegen die kleinen Orte Tannendorf (Jedlová), Tollenstein (Rozhled) und Innozenzidorf, vulgo auch Buschdörfel (Lesné). Bekannt ist die auf der östlichen Schulter des Berges gelegene Burgruine Tollenstein. Namensgebend war die ursprüngliche Bewaldung, von der heute aufgrund menschlicher Einwirkung nur noch Reste vorhanden sind. Dabei verursachte die Luftverschmutzung die größten Schäden, die schmale Skipiste an Nordosthang fällt aus der Ferne kaum auf. Der Bergsockel besteht aus Kreidesandsteinen, die hier früher als Bausteine gebrochen wurden. Der Sandsteinbruch am Südosthang ist bereits auf einer Flurkarte von 1860 eingezeichnet und um 1890 beschäftigte der Steinmetzmeister Stephan Winkler bis zu 100 Arbeiter. Viele Häuser im Niederland erhielten ihre Tür- und Fenstergewändel vom Tannenberg. 1930 wird der Bruch als verlassen beschrieben und ist mittlerweile von der Natur zurückerobert worden.

Im Jahre 1887 markierten die Mitglieder des St. Georgentaler Ortsgruppe des Gebirgsvereins für das nördlichste Böhmen den Wanderweg von St. Georgental auf den Gipfel des Berges und bauten 1888 an seinem Ostabhang eine Schutzhütte. Im gleichen Jahre schlug der Obmann der Ortsgruppe Josef Menzel vor, auf dem waldbewachsenen Gipfel einen Aussichtsturm zu bauen. Sein Vorschlag wurde mit Begeisterung aufgenommen unter anderem auch deswegen, weil eine ganze Reihe benachbarter Sektionen bereits ihren Aussichtsturm hatten. Mit dem Bau war auch der Grundherr Fürst Ferdinand Kinsky, der Besitzer der HerrschaftBöhmisch Kamnitz (Česká Kamenice) einverstanden. Der Bau des steinernen Turmes nach einem Projekt des Baumeisters Stoy aus Warnsdorf begann im September 1890. Als Baustein wurde der anstehende Phonolith verwendet und nur für die Gesimse und Fensterrahmen wurden Ziegel benutzt. Noch vor dem Winter gelang es den Maurern, den steinernen kreisförmigen Unterbau mit den Bögen fertigzustellen, auf dem im Laufe des folgenden Frühlings ein vierstufiger zylindrischer Turm mit Aussichtsplattform in 23 Meter Höhe errichtet wurde. Über dem zinnengeschmückten Umgange erhob sich noch ein 6 m hohes Türmchen, das den Ausgang der Treppe beschirmte und dabei die schöne Form des Turmes abschloss. In seinem Gipfel brannte eine Laterne, die weithin zu sehen war. Der Aussichtsturm wurde am 14. September 1891 feierlich eröffnet.

Schon zwei Monate früher wurde das benachbarte Restaurant eröffnet, das Fürst Ferdinand Kinsky auf eigene Kosten neben dem Turm bauen liess. Das Haus hatte 10 Fremdenzimmer, einen Touristenboden (Matratzenlager) und einen grossen Saal, in dem sogar eine Orgel installiert war. Postalisch gehörte das Berggasthaus zu St. Georgental, spätestens nach dem 1. Weltkrieg existierte auch ein Telefonschluß über Warnsdorf. Pächter war vor 1918 Johann Breuer, der auch im Selbstverlag Ansichtskarten herausgab. In den 20er Jahren folgte Josef Ende als Pächter und nach ihm lässt sich 1935 Josef Fischer nachweisen.

Der Tannenberg war ein bedeutendes und beliebtes Ausflugsziel, dessen Anziehungskraft ab dem Jahr 1903 noch stieg, als der Kammweg über den Gipfel gelegt wurde. Die letzten Pächter verliessen im Kriegsjahr 1943 den Berg und die Baulichkeiten begannen zu verfallen. Seit dem Ende der 60er Jahre, als die Treppe im Turme einstürzte, war der Aussichtturm nicht mehr zugänglich und alle späteren Rekonstruktionsversuche blieben lange ohne Aussicht auf Erfolg. Erst im Oktober 1992 wurde mit der Baufirma Josef Krejčí aus Rumburg ein Vertrag abgeschlossen, die noch im Herbst dieses Jahres die Rekonstruktionsarbeiten begann.Mit finanzieller Unterstützung der umliegenden Städte und Gemeinden, vor allem St. Georgental wurde der Aussichtsturm nach den erhaltenen alten Plänen neu hergestellt und konnte am 3. Juli 1993 zum zweiten Male feierlich eröffnet werden.

Auf die Wiedereröffnung des benachbarten Restaurants, von dem 1989 nur noch Mauerreste übrig waren und dessen Rekonstruktion vollständig in der Regie des Ehepaares Krejčí blieb, mussten die Besucher bis zum 18. August 1995 warten.

Vor dem Restaurant befindet sich ein Denkmal des deutschen Dichters Friedrich Schiller (1759-1805), dass die Mitglieder des Gebirgsvereines für das nördlichste Böhmen zur Erinnerung an die hundertste Wiederkehr seines Todestages errichteten. Das Denkmal wurde feierlich am 25. Juni 1905 enthüllt. Den musikalischen Teil besorgten der Niedergrunder Gesangverein und die Georgenthaler Stadtkapelle. Die Feierlichkeiten setzten sich abends mit einer Sonnwendfeier fort. Das Denkmal ist nebenbei auch geologisch sehenswert, es besteht aus 19 Steinen, die mit den Aufschriften der beteiligten Ortsgruppen des Gebirgsvereins für das nördlichste Böhmen versehen waren. Dabei wurde darauf geachtet, das für jede Gemeinde das typische Gestein verwendet wurde. In den grössten Block, der aus Schluckenau (Šluknov) stammt, war eine ovale Bronzetafel mit Widmung eingesetzt. Auch heute kann man dort noch die Namen folgender Gemeinden lesen: Schluckenau, Hainspach, Zwickau i. B., Zeidler, Niedergrund, Warnsdorf, Alt-Ehrenberg, Wolfsberg - Gärten, Schönau, Khaa, St. Georgenthal, Rumburg, Krombach, Schanzendorf und Ober Preschkau. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde allerdings das Porträt des Dichters entfernt und das Denkmal wurde mehrfach zerstört. Die Sportler der Skivereinigung Slovan aus Warnsdorf richteten den Gedenkstein jedoch immer wieder her. Im Jahre 1996 wurde eine vollständige Rekonstrution durchgeführt, bei der das Denkmal mit einem neuen Medaillon aus Marmor mit Schillers Porträt (Bildhauer Jan Pokorný aus Tetschen-Bodenbach) und der Kopie der ursprünglichen Gedenktafel ausgestattet wurde. Das renovierte Denkmal wurde am 21. September 1996 feierlich enthüllt. Die ursprüngliche Bronzetafel fiel 1994 kulturlosen Schrottdieben zum Opfer.

Unweit des Denkmales befindet sich ein Brunnen, der früher die einzige Wasserquelle für die hiesige Restauration war.

Seit 1972 führt ein Skilift zum Gipfel, an dessen Ende die Berghütte der Sportgemeinschaft Slovan steht.

1982 wurde neben dem Aussichtsturm auf einem Unterbau aus Klingstein ein Fernsehturm erbaut und im Juli 1997 folgte am Rande des Gipfelplateaus die 49 m hohe Stahlkonstruktion eines neuen Radiokommunikationsturmes; beide haben leider die typische Silhouette des Tannenberges stark beeinträchtigt.




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