Wopparner Tal

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Das Wopparner Tal zieht sich nördlich vom Lobosch vom Dorf Wellemin hinab zur Elbe bei Klein-Tschernosek. Es wird vom Milleschauer Bach durchflossen, der im Dorf Milleschau aus dem Zusammenfluß der Dorfbäche von Tschentschitz und Palitsch entsteht. Noch im zu Milleschau gehörigen Ortsteil Leinitz befand sich mit der Wiesenmühle die erste von vielen Mühlen am Bach. In Wellemin mündete von links der Goldbach (Weiß-Aujezder Dorfbach) ein und unterhalb des Ortes beginnt das eigentliche Wopparner Tal, welches in vielen Reiseführern gerühmt wurde, wobei Franz Hantschel bereits 1908 schrieb, das das Tal vor dem Bau der A.T.E.-Bahnstrecke viel schöner war. Was hätte Hantschel wohl beim Anblick der Autobahnbrücke zu Papier gebracht? Seinen Namen hat das Tal von dem Dorfe Wopparn (Oparno), das in einem Seitental am Südhange des Lobosch gelegen ist und wiederum im Schutze der Burg Wopparn entstand, deren Ruine auf einem ins Tal ragenden Bergsporn thront. Im Tal gab es eine ganze Reihe von Mühlen, die mit ihren vielen, im Laufe der Jahrhunderte mit dem Besitzer wechselnden Namen, nicht ganz einfach zu sortieren sind. Durch das Tal führte ein Ast des Kegelweges vom Jeschken zum Milleschauer.

Allerdings gab es nicht nur Mühlen im Tal, sondern auch die Restauration Wendt.

Wopparn wendt-mgs.jpeg Elbetallichtbildverlag Theo Exler, Wegstädtl.

Ansichtskarten gibt es überwiegend von Ausflugszielen und Gasthäusern, von den für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen "normalen" Mühlen existieren kaum alte Bilder. Sommer erwähnt 1833 neben der "Kazirkenmühle" 6 weitere, zu Wopparn und damit zum Gut Wchinitz gehörende Mühlen, nämlich Horaken-Mühle, Neumühle, teutsche Mühle, Wawřinzen-Mühle, Hawelken-Mühle und Wokurken-Mühle.

Inhaltsverzeichnis

Gottesmannmühle

Auch als Gottsmannmühle bezeichnet, findet sie 1792 im Zusammenhang mit dem Bau der Nepomuk-Statue Erwähnung und lag am Milleschauer Bach noch oberhalb des Wopparner Tales im Ort Wellemin. 1833 wird sie bei Sommer erwähnt und gehört zur Herrschaft Tschischkowitz. Knapp unter der Straßenbrücke (Straße Lobositz-Teplitz), die in Wellemin den Milleschauer Bach überbrückt, findet sich eine starke Quelle, deren Wasser sich bei der "Schöppe" mit dem Bach vereint. Unweit davon, der "Marstallwiese" benachbart findet sich die Gottsmannmühle, auch Welleminer Mühle genannt. Urkundlich taucht sie 1620 als Zubehör des Klostergutes Trebnitz-Wellemin auf. Um 1677 war Bartel Czech Besitzer, dessen Witwe Magdalene im Jahre 1689 den Johann Gottsmann heiratete. Johann Gottsmann war wohl ein Bruder des Welleminer Schul- und Kirchendieners Benjamin Gottsmann (im Schrifttum auch Kurtzmann) und als Mühlenbauer ins Land gekommen. 1675 kann er in Wopparn nachgewiesen werden, um 1700 baute er die Mühle in Milleschau. 1745 starb er im Alter von 91 Jahren. Sein Sohn Johann Jakob starb bereits im Seuchenjahr 1742. Dessen Witwe Rosina betrieb mit ihrem zweiten Gatten, Anton Wondratschek die Mühle weiter, bis sie ihr Sohn Johann Jakob Gottsmann junior (1741 bis 1817) übernahm. Neben dem Müllergewerbe verdiente er sein Geld mit der Lieferung von Quadersteinen zum Bau der Festung Theresienstadt. Aus der Ehe mit Marie Püschel (aus der Wiesenmühle in Leinitz stammend) ging der Sohn Josef Gottsmann hervor, der die Mühle bereits 1805 übernahm, jedoch bereits 1813 mit 45 Jahren starb. Seine Witwe heiratete 1814 den Müller Anton Teubner, der die Mühle 1831 an den Erben Josef Gottsmann junior verkaufte. Die Familie Teubner wanderte später nach Brasilien aus. Auf Josef Gottsmann (gestorben 1887) folgte im Besitz sein Sohn Josef Gottsmann (gestorben 1895) worauf dessen Witwe Florentine, geb. Müller aus der Neumühle (verstorben 1924) die Mühle noch einige Jahre führte. Der neue Besitzer Johann Hiekisch modernisierte das Mahlwerk, stellte einen Hilfsmotor auf und führte eigenes elektrisches Licht ein.

Katscherkenmühle

Die Katscherken-Mühle, auch Katschirkenmühle (Kačírkův mlýn), ist die oberste der Mühlen im Tal, knapp unterhalb der Vereinigung von Milleschauer-Bach und Goldbach gelegen. Gemeindlich gehörte die Mühle zu Weiß-Aujezd und wurde deshalb auch Weißaujezder Mahlmühle genannt.. 1833 erwähnt sie Sommer als Mahlmühle mit dem Namen Kazirkenmühle. Eine Jahreszahl am Gebäude weist auf einen Umbau im Jahre 1708 hin. Die vor dem Haus stehende Statue der schmerzhaften Muttergottes stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Das zugehörige Wehr befand sich knapp unterhalb der Gottsmannmühle, der Mühlgraben wurde zusätzlich von folgenden Zuläufen gespeist: Hausmann-Brunnen, Jagerheiselborn, Goldbrunnen (der Ursprung des Goldbaches) an der Paschkopole, dem Überlauf des Schloßteiches und dem Überlauf der Weißaujezder Wasserleitung. Georg Kaczirek, Aujezder Müller aus Sulowitz heiratete 1690 Margareth Gottsmann aus Wopparn. Gegen 1710 wurde die Mühle dem Georg Richter verliehen, der sie bis 1757 innehatte, wo er im Alter von 84 Jahren starb. Die Herrschaft Lobositz verkaufte die bisher herrschaftliche Mühle (ein Mahlgang, eine Stampfe) mitsamt zwei Viertel Feld, zwei Viertel Wiese und Garten dem Sohn Wenzel Richter am 18.9.1751. Wenzel Richter verstarb 1800 im Alter von 86 Jahren und wurde von seinem Sohn Josef beerbt (verstorben 1815), dem der Schwiegersohn Anton Pablenz folgte. Spätere Besitzer waren Anton Seemann (+1856) und dessen Sohn Anton junior, hernach Josef Jahnel (+ 1905) und dessen Sohn Anton Jahnel (+ 1914). 1935 stand die Mühle im Eigentum von Franz Kraus, welcher Haus und Mühlwerk umbaute und auch die schon länger betriebene Brotbäckerei fortsetzte.

Horakenmühle

Etwas unterhalb der Katscherkenmühle lag die Horakenmühle (Horákův mlýn), auch Boretscher Brett- und Mahlmühle genannt auf dem linken Bachufer. Gemeindlich gehörte die Mühle mit der Haus-Nr. 33 allerdings zu Wopparn. Das Gebäude mit Auszugshaus liegt knapp unterhalb der Bahnstrecke. Die von alters her zugehörigen Grundstücke waren teils beim Haus, teils weit entfernt an der Lobositzer Straße. Im Wiesengrund unweit der Mühle entspringt eine radioaktive Quelle. Der Name Horakenmühle stammt entweder von einem älteren Besitzer oder stellt die tschechische Verballhornung der Namen Pergelt oder Berger dar. Michel Wondratschek kaufte 1672 die bis dahin zum Rivari'schen Git Boretz gehörige Erbmühle. 1691 kam sie an den zweiten Gatten der Witwe Lorenz Gompert (+ 1740) und 1717 an den Sohn Michel Wondratschek, der 1731 mit 45 Jahren starb. Die Witwe ehelichte Georg Edelmann aus Habrowan (+ 1764). Danach übernahm der Sohn aus erster Ehe Josef Wondratschek, der mit A. Rosalia Püschel (+ 1791) aus der Leinitzer Mühle verheiratet war. Die Tochter Johanna Wondratschek heiratete 1794 Josef Pergelt (+ 1829) aus der Mühle Nr. 27.Franz Pergelt (1802 - 1884) wirtschaftete dann mit seinem Bruder Jakob Pergelt (1806 bis 1890) und besserte den Betrieb durch Ankauf zweier Welleminer Kirchengrundstücke auf, die zur Anlage eines Mühlweihers genutzt wurden. Ferner wurde eine Dampfmaschine angeschafft. Nachfolger im Besitz wurde Anton Linhard, der die Mühle um 1934 an den Nachbarmüller Franz Kraus verkaufte.

Pisel-Mühle

Befand sich genau an der Mündung des Priesener Baches, auf der Bezirkskarte 1932 (Prof. Blumtritt) nicht mehr dargestellt. Auch 1908 erwähnt Hantschel die Pisel-Mühle nicht mehr. Dechant Stössel schreibt in seinem umfangreichen Aufsatz über die Mühlen im Wopparner Tal: "Der Priesener Bach bildet seit 1843 die Katastralgrenze zwischen Wellemin und Wopparn. Daher wurde das ehemals zu Wopparn gerechnete Haus Nr. 32 als Nr. 68 zu Wellemin konskribiert, während das danebenstehende Haus Nr. 31 bei Wopparn verblieb; es beherbergte im 18. Jahrhundert die Steinmetzfamilien Riehmer und Kunz." Also kein Wort von der Existenz einer Mühle mehr.

Neue Mühle

In anderer Schreibweise als Neumühle, später als Finger-Mühle bezeichnet und befand sie sich etwas unterhalb der Einmündung des Priesener Baches. 1833 wird erwähnt, das der dortige Fischteich im 30jährigen Krieg verwüstet wurde.

Finger-Mühle.jpg Bild aus der Sammlung Walter Schwenke.

Deutsche Mühle

Die Deutschmühle (Deutschenmühle), die nach ihrem vorletzten Besitzer Konrad Wünsche auch Konradsmühle genannt wurde, liegt an der Mündung des von Kottomirsch herabkommenden Hirtenbaches. Aktuell wird sie als Opárenský mlýn benamst. Erste urkundliche Erwähnung 1685. Gemeindlich gehörte die Mühle mit der Haus-Nr. 29 zu Wopparn.

Wopparn deutschmühle.jpg

Wünschen-Mühle alt.jpg Bild aus der Sammlung von Walter Schwenke.

Schwarztaler Mühle

Andere Namen waren Schwarztalermühle (auch Schwarzthaler-Mühle) und Waberschintzen-Mühle. Gemeindlich wird sie 1893 sowohl bei Kottomirsch als auch bei Wopparn erwähnt. Tschechische Bezeichnungen: Černodolský mlýn, Černý mlýn.

Schwarthalermühle-mgs1 1.jpeg

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Schwarzthalermühle litho.jpg

Schweizer Mühle

Diese Mühle wurde auch als Hawelkenmühle oder Madermühle bezeichnet. Sie liegt einige hundert Meter unterhalb der Schwarzthalermühle und wurde 1626 erstmals urkundlich erwähnt. Tschechische Bezeichnungen waren Švýcarský mlýn, Havelkův mlýn und Mádrův mlýn.

Wopparn schweizermühle.jpg

Wopparn schweizermühle ate.jpg

Wopparn schweizermühle mader.jpg

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Kaiser-Mühle

Der Zweitname der Kaisermühle war Wokurkenmühle, erste Erwähnung 1665. Tschechische Namen: Císařský mlýn, Kaisrův mlýn oder Vokurkův mlýn. Die Kaisermühle war die unterste der zu Wopparn gehörenden Mühlen. Kurz unterhalb der Mühle findet sich ein Peststein aus dem Jahre 1680. An der Kaisermühle begann der Hundsstiege (oder auch Kaiserstufen) genannte Aufstieg zum Lobosch.

Wopparn kaisermühle.jpg


1833 wird als erste der zu Wopparn gehörenden Mühlen noch eine Klein-Mühle erwähnt.

Literatur und Quellen

  • Leitmeritzer Bote, 1935
  • Johann Gottfried Sommer, Das Königreich Böhmen; statistisch-topographisch dargestellt. J. G. Calve’sche Buchhandlung, Band 1, Leitmeritzer Kreis, Prag, 1833
  • Franz Hantschel, Nordböhm. Touristenführer, 1908
  • Meinholds Routenführer Nr. 10 Böhmisches Mittelgebirge-Westlicher Teil, 2. Auflage 1928
  • Heimatbuch Leitmeritz und Mittelgebirge, Heimatkreis Leitmeritz, 1970.
  • http://vodnimlyny.cz/mlyny/objekty/map/
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