Altvater
Der Altvater (Praděd) ist mit 1.492 m der höchste Berg des Altvatergebirges und gleichzeitig die höchste Erhebung von Mähren (bzw. vor 1918 die von Österreichisch-Schlesien). Er gehört zum Grund der Gemeinde Klein Mohrau (Malá Morávka) im Kreis Freudenthal (Bruntál) in Mährisch-Schlesien. Vom Gipfel bietet sich ein weiter Blick nach Mähren, Schlesien und Böhmen.
Der Altvater war der Endpunkt des Kammweges in den Ostsudeten, heute verläuft der Fernwanderweg Eisenach–Budapest über den Gipfel.
Nach ersten Vorplanungen seit dem Jahre 1881 entschloss sich der Mährisch-Schlesische Sudetengebirgsverein (MSSGV) 1897 zum Bau eines Turmes auf dem Altvater. Da der Verein durch andere Turmbauten nicht in der Lage war, den Bau aus eigenen Mitteln zu errichten, führte er zu diesem Zweck eine Sammlung durch und holte die Zustimmung des Bergbesitzers, der Fürstlichen Domänenverwaltung der Liechtensteiner in Groß Ullersdorf (Velké Losiny) ein. Erst 1903 bewilligte die Hoch- und Deutschmeisterliche Güteradministration den Transport des Baumaterials über ihren Grundbesitz auf den Berg. Nachdem am 12. Juni 1903 in Wien die letzte Zustimmung erteilt worden war, erfolgte am 17. Juni 1903 durch die Baukommission eine feierliche Grundsteinlegung. Am 20. August wurde die Baugenehmigung erteilt.
Der Turm mit einer Höhe von 32,5 m und einer Breite von 14,5 m wurde im neogotischen Stil nach Plänen des Architekten Franz Ritter von Neumann aus Wien ausgeführt. Baubeginn war der 30. Juni 1904, an diesem Tag steckte der Frost noch 12 cm tief im Boden. Erst später wurde festgestellt, dass nur ca. 120 Nächte im Jahr auf dem Gipfel frostfrei sind. Die Fertigstellung war für 1908 vorgesehen, jedoch sollte bereits 1906 die Einweihung durch Kaiser Franz-Josef I. erfolgen. Diese musste jedoch ausfallen, da der Bau wegen fehlender Finanzen ins Stocken geriet, wobei selbst der Mährisch-Schlesische Sudetengebirgsverein ob des Baues zwischen 1910 und 1912 mehrfach wirtschaftlich beinahe am Ende war. So erfolgte seine Einweihung erst 1912 und der Turm erhielt den Namen Habsburgwarte. Die Gesamtkosten beliefen sich auf immense 120.000 österreichische Kronen, welche die Mitglieder des Vereins durch in der Freizeit erbrachte Eigenleistungen, Mitgliedsbeiträge sowie umfangreiche Spendensammlungen aufbrachten.
Das Bauwerk, das an eine Burg erinnerte, besaß im Parterre ein Gasthaus. Darüber fanden sich zwei Stockwerke mit Touristenzimmern. Das Flurstück wurde zur Parzelle 207 in Klein Mohrau.
Bereits während des Baus entstanden am Turm durch Nässe und Frost schwere Schäden. Zum Zeitpunkt der Einweihung waren die Unterkünfte noch immer nicht ausgetrocknet und konnten wegen ihrer Nässe nicht vermietet werden. Grund dafür war, dass aus Sparsamkeitsgründen das zum Bau ungeeignete Gestein Grauwacke verwendet worden war, das am Berg gebrochen wurde. Wegen des porösen und hydrophilen Baumaterials wurden bereits zur Einweihung Stimmen laut, die den Einsturz vorhersagten. Frost und Sturm sowie mangelnde Instandhaltung während und nach dem Ersten Weltkrieg setzten dem Turm schließlich so weit zu, dass das Bezirksamt Freudenthal 1923 seine Schließung beabsichtigte, die 1930 vollzogen wurde.
Über drei Jahre führte der MSSGV nun umfangreiche Sanierungen am Turm durch, wobei das Bauwerk auch eine teilweise Trockenlegung erfuhr. Am 9. September 1934 wurde die Altvaterwarte mit einem großen Feuerwerk wieder eingeweiht. Dieser Feier folgte nun jährlich bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges ein Bergfest, wobei das letzte am 14. August 1938 stattfand. Der Turm wurde nach Einverleibung des Sudetenlandes in das Deutsche Reich in Adolf-Hitler-Turm umbenannt.
Während des Krieges errichtete die Wehrmacht eine meteorologische Station neben dem Turm und 1941 wurde durch tschechische Zwangsarbeiter sowie Kriegsgefangene aus Polen und Russland mit dem Bau der Posthütte begonnen.
Nach Kriegsende wurde der Turm zwar wieder bewirtschaftet, aber nach der Auflösung des MSSGV und der Vertreibung seiner Mitglieder fand sich kein neuer Betreiber, der die erheblichen Kosten für die laufenden Erhaltungsmaßnahmen tragen wollte und so wurde der Turm 1946 wieder geschlossen. 1951 übernahm die Turista Praha das marode Bauwerk. Am 28. August 1951 ordnete der Bezirksnationalausschuss Bruntál an, den Turm entweder wieder instand zu setzen, oder den oberen Teil abzuzureißen und durch ein sicheres Gemäuer zu ersetzen. Nachdem zunächst der Teilabriss vorgesehen war, fiel nach langem Zögern doch eine Entscheidung für den Erhalt. Das Gemäuer sollte innen mit Eisenbeton verfestigt und von außen mit Stahlbändern zusammengehalten werden.
Inzwischen konnte durch Vandalismus Wind, Wetter und Frost ungehindert in den Turm eindringen. Als in der Mauerung bis zu 6 cm breite und fast 3 m lange Risse entstanden waren, wurde der Altvaterturm 1957 endgültig baupolizeilich gesperrt.
Als am 3. Mai 1959 endlich die dringend notwendigen Sicherungsarbeiten beginnen sollten, kam es nicht mehr dazu. Am 2. Mai 1959 fiel der Turm in sich zusammen. Einen Tag später begann anstelle der Instandsetzung die Abtragung der Trümmer.
Einzige Gebäude auf dem Berg waren nun die meteorologische Station und die Posthütte, die bis zur Errichtung des Fernsehturms als Baude genutzt wurde. Markantestes Bauwerk auf dem Altvater ist nunmehr der futuristische Fernsehturm.
Eine Nachbildung des alten Altvaterturmes befindet sich seit 2004 auf dem Wetzstein bei Lehesten im Frankenwald
Die Fahrstraße auf den Berg ist für KFZ (außer Versorgung und Hotelgäste) gesperrt. Für Besucher ist vom Parkplatz am Stern (Hvězda) bei Bad Karlsbrunn (Karlová Studánka) bis zur Schäferei (Ovčárna) ein Shuttlebusverkehr eingerichtet. Von Bad Karlsbrunn führen beiderseits der Weißen Oppa (Bílá Opava) zwei parallele Wanderwege bis zur Barbara-Hütte (Chata Baborka). Der von dort direkt zum Gipfel führende Weg wurde aus Gründen des Naturschutzes gesperrt und der Wanderweg auf die Gipfelstraße verlegt. Der Weg zu den Petersteinen ist ebenfalls gesperrt.
Rundsicht vom Berg
Stempelung und Verlagsangabe der Panoramakarten
Bilder vom Turm
Verlag R. Mück, Mährisch-Schönberg
Turm im Winter. Lichtbildverlag R. Dematschek, Mährisch-Schönberg
Photograph A. Schneiders Wwe, Mährisch-Altstadt