Dürchel

Aus Deutschböhmen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Dürchel ist eine Ortschaft im Gerichtsbezirk Dauba. Derzeit (Stand 2013) ist Dürchel mit Radisch nach Klum eingemeindet. Webseite der Gemeinde: [1]

Inhaltsverzeichnis

Ortsteile und zugehörige Einschichten

Die Gemeinde Dürchel bestand aus den Ortschaften Dürchel (tschechisch Drchlava) mit der Einschicht Hutschar (nach 1918 auch Kutschar) und der Ortschaft Radisch (tschechisch Hradiště).

Lage, Nachbargemeinden und Umgebung

Dürchel liegt etwa 5 km nördlich von Dauba. Das Gemeindegebiet grenzt im Norden an Pablowitz, im Osten an Klum, im Süden an Dauba und im Westen an das bereits zu Sebitsch gehörende Gründeltal mit der Burgruine Pauska und der ehemaligen Gründelmühle (auch Gründenmühle). Die Ortschaft Radisch liegt etwas nordwestlich von Dürchel in einem Seitental des Gründeltales (Dürchler Grund). Hervorstechende touristische Ziele sind die Reste der Ruine Pauska (auch Chudyhradek) und der Gründelmühle. Mittlerweile hat sich das Gründeltal zu einem Zentrum der Kletterei im Nordteil der Daubaer Schweiz entwickelt. Die ersten Gipfel wurden 1909 von Leitmeritzer Kletterern erstiegen, als bedeutende Felsen seien Windlochturm, Blocksteine, Böser Bruder und Hinterer Oschitzer Turm genannt. Seit 1974 findet alljährlich das Karel-Blažek-Gedächtnistreffen statt. Hier ein Link mit hübschen Bildern: [2]

Ortsgeschichte, Einwohnerentwicklung

Die erste Erwähnung von Dürchel datiert auf den 28.8.1265 als ein Nachepluk de Drchlawa als Zeuge gennant wird, am 23.5.1359 tritt ein Hyrd von Dürchel als Bürge für die Herrn von Byschitz in Erscheinung. Zwischen 1363 und 1381 wird häufig ein Ritter Sobiehrd von Drziewyssitz (Sebitsch) auf Dürchel erwähnt, der zum Gefolge der Berka von Duba gehörte und zwischen 1363 und 1373 mehrfach Pfarrer für den Kirchsprengel Dürchel in Vorschlag brachte. Am 28.11.1388 übte aber bereits Heinrich Berka von der Duba auf Hauska Patronatsrechte bei der hiesigen Pfarrkirche aus. Bei der Teilung der Berkagüter 1402 fiel das Dorf Heinrich Hlawacz, einem Sohn des bereits erwähnten Heinrich zu, welcher 1412 mit dem Sitz "auf Habstein" genannt wird. Am 9.3.1417 verkaufte er Dürchel und Kalken an Elisabeth von Klingenstein, die wohl kurze Zeit später starb, denn 1423 schenkte König Sigismund dem Johann Kobik von Kolowrat zur Belohnung für geleistete Kriegsdienste das Dorf. 1547 gehörte es dann Wenzel von Wartenberg auf Leipa und blieb bis zur Aufhebung der Patrimonialherrschaft mit der Herrschaft Neuschloss vereint. Das Dorf Radisch, das seinen Namen nach einer alten Burgstätte trägt, gehörte den Besitzern von Habstein und wurde etwa 1545 von Siegmund Smirzitzky von Smirzitz an Christoph von Wartenberg veräußert und verblieb seitdem auch bei der Herrschaft Neuschloss. Unter Johann von Wartenberg (1570 bis 1594) wurde bei Radisch eine Schäferei erbaut, wo über 1000 Schafe gehalten wurden. 1888 wurde im Gemeindeamt noch ein altes Schöppenbuch verwahrt, dessen Aufzeichnungen bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen.

1888 zählte Dürchel 43 Häuser und hatte zusammen mit Radisch 251 katholische Einwohner. Damals gab es in Dürchel 3 öffentliche Brunnen. Das zuständige Postamt war Dauba. 1890 werden in Dürchel zusammen mit der Einschicht Hutschar 43 Häuser von 212 Menschen bewohnt, in Radisch standen 8 Häuser in denen 53 Menschen lebten. Bei der Volkszählung von 1930 werden in Dürchel 39 Häuser mit 173 deutschen Einwohnern erwähnt, die zu Dürchel gehörige Einschicht Hutschar (1 Haus) wird von 6 Menschen bewohnt und in Radisch wohnen in 7 Häusern 35 Deutsche. Tschechische Einwohner hatte die Gemeinde nicht. 4 Menschen waren 1930 evangelischen Glaubens. 1939 waren es 197 Einwohner. Das Gemeindegebiet umfasste 1930 377 Hektar. 1888 ernährten sich die Einwohner überwiegend von der Landwirtschaft (u.a. Hopfenbau) und der Bienenzucht. Etwas Kleingewerbe war vertreten.

Pfarrei, Matriken, Kirche

Dürchel war bereits vor den Hussitenkriegen eine eigenständige Pfarrei, die 1352 erstmals schriftlich erwähnt wird. Der erste bekannte Pfarrer hieß Andreas, nach dessen Tode wurde ein Hanco von Toczin am 11.3.1363 Pfarrer. In den folgenden 60 Jahren lösten sich nicht weniger als 17 Pfarrer in der Seelsorge von Dürchel ab, die meisten verliessen den Ort rasch wieder durch Austausch der Pfarrstellen. Während der Hussitenzeit verwaiste die Kirche von Dürchel und wird 1573 nur noch als Filialkirche von Pablowitz erwähnt. 1888 wurde jeden dritten Sonntag ein Gottesdienst durch den Pablowitzer Geistlichen abgehalten. Die Ortschaften Sebitsch, Oschitz und Unter-Hirschmantel waren nach Dürchel eingepfarrt.

Die Kirche in ihrer heutigen Gestalt stammt aus dem Jahre 1717, zum Bau wurde Kalkstein von Sebitscher Flur benutzt. Der steinerne Turm wurde 1854 angebaut. Sie ist dem heiligen Nikolaus geweiht, dessen Darstellung auch den Hauptaltar zierte. Daneben gab es noch einen Marienaltar und einen dritten, der dem Landespatron St. Wenzel geweiht war. Der hölzerne Vorläuferbau soll 1585 erbaut worden sein, zumindest findet sich ein im Glockenturm eingemauerter Stein mit dieser Jahreszahl. Damals stand der Glockenturm selbstständig etwa 25 Schritt nach Westen, dort wo sich 1888 der Schulgarten befand.

1888 verfügte die Kirche über drei Glocken im Hauptturm, eine vierte hing auf dem Sanctustürmchen. Die größte Glocke wog 30 Zentner und wurde 1810 von Joseph Kittel aus Hemmehübel gegossen. Die mittlere, 18 Zentner schwere Glocke, stammte aus dem Jahr 1665. Auch die dritte Glocke trug die Aufschrift 1665, eine weitere Glocke wurde 1818 gestohlen und später in Teilen wieder aufgefunden. Der Taufstein trägt die Jahreszahlen 1665 und 1666. Die Orgel hatte 6 Register, Pedal und Manual. Die Matriken sind seit 1673 erhalten, sie lagern im Staatlichen Kreisarchiv in Leitermitz unter der Signatur L 113.

Band Matriken Jahrgänge Pfarrorte neu alt -Art von/bis

1 I    *          1673-1749 i/s Pablowitz, Dürchel, Sebitsch, Schwaben, Hirschmantel,
                                Klum, Maschwitz, Popeln, Oschitz, Schischkenberg,
                                Podolec?, Chvístec?, Poustka?, Grundmühle
2 I       oo      1673-1749 i/s wie Buch 1
3 I           +   1673-1749 i/s wie Buch 1
4 II   *  oo  +   1750-1770 i/s Klum, Sebitsch, Hirschmantel, Dürchel, Oschitz,        (Index nur für Geburten)
                                Maschwitz, Grundmühle
                  1750-1784     Schwaben, Schischkenberg, Popeln, Podolec?, Chvistec?
                  1750-1789     Pablowitz
5 III  *i         1790-1823     Pablowitz
6 III     ooi     1790-1849     Pablowitz
7 III         +i  1790-1849     Pablowitz
8 III  *i         1771-1784     Sebitsch, Hirschmantel, Oschitz
                  1771-1813     Dürchel
9 IV   *i         1813-1864     Dürchel, Radisch

10 III ooi 1771-1784 Sebitsch, Hirschmantel, Oschitz

                  1771-1856     Dürchel

Angaben aus: genealogienetz.de. Der ursprüngliche Friedhof war rund um die Kirche angelegt, davon ist mit Stand von 2013 fast nichts mehr übrig, auch auf dem Ende des 19. Jahrhunderts angelegten Friedhof an der Straße nach Dauba, etwa 300 m von der Kirche entfernt, wurden nahezu alle alten deutschen Grabsteine beschädigt oder ganz zerstört.

Schule

Das ursprüngliche hölzerne Schulgebäude wurde 1792 erbaut und brannte 1859 nebst 3 benachbarten Wirtschaftsgebäuden ab. 1860 wurde am selben Platz ein steinernes Schulgebäude errichtet, das 1888 noch bestand. Die Schule wird 1888 als einklassig bezeichnet und durchschnittlich von 50 Kindern besucht. Eine Schulbibliothek wurde 1840 angelegt, sie umfasste 1888 200 Bände.

Einzelgebäude und Sehenswürdigkeiten

Am Weg von Pablowitz nach Dürchel befindet sich eine kleine Kapelle, die in jüngster Zeit von der "Bürgerinitiative Kleine Denkmäler Nordböhmens" wieder instand gesetzt wurde.

Personen, Kriegsopfer

Ein Kriegerdenkmal der Gefallenen des 1. Weltkrieges hat sich in Dürchel nicht erhalten.

  • Lahn, Josef, Geburtsdatum: 18.10.1878 in Dürchel Nr. 36, Todes-/Vermisstendatum: 1915 in russ. Gefangenschaft


Die Kartei des Volksbundes verzeichnet für den 2. Weltkrieg 4 Männer mit Geburtsort Dürchel.

  • Eiselt, Josef Franz, Gefreiter, Geburtsdatum: 28.05.1908, Todes-/Vermisstendatum: 05.09.1943,Nowaja-Wodolaga
  • Liehmann, Franz, Obergefreiter, Geburtsdatum: 10.07.1922, Todes-/Vermisstendatum: 31.03.1945
  • Liehmann, Heinz, Gefreiter, Geburtsdatum: 26.12.1921, Todes-/Vermisstendatum: 11.12.1942, bei Stalingrad
  • Prinke, Ernst, Geburtsdatum: 16.07.1922, Todes-/Vermisstendatum: 12.10.1943, Chaltsch 25km NO Gomel

Bilder


Quellen und Literatur

  • Der politische Bezirk Dauba. Eine Heimatkunde für Haus und Schule, Friedrich Bernau, 1888
  • Handkarte des politischen Bezirkes Dauba, H. Blumtritt, 1909
Meine Werkzeuge
Namensräume

Varianten
Aktionen
Navigation
Werkzeuge